Pflege wird zur sozialen Herausforderung – doch viele Deutsche unterschätzen das Risiko
Pflegebedürftig zu werden, kann jede und jeden treffen. Und trotzdem sind viele Menschen auf diesen Ernstfall nicht vorbereitet – weder finanziell noch inhaltlich. Eine aktuelle repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Debeka zeigt: Die Mehrheit der Deutschen rechnet nicht damit, dass die gesetzliche Pflegeversicherung im Ernstfall ausreichen wird – und kennt zugleich wichtige Vorsorgemöglichkeiten nicht. Der neue Koalitionsvertrag greift genau diese Herausforderung auf - eine Pflegereform mit dem Ziel, die nachhaltige Finanzierung und Finanzierbarkeit der Pflegeversicherung zu sichern.
Laut der Umfrage sind 88,6 Prozent der Bevölkerung der Meinung, dass die gesetzlich vorgesehenen Pflegeleistungen die tatsächlich entstehenden Kosten im Pflegefall nicht vollständig abdecken können. Kein Wunder – denn ein Platz im Pflegeheim kostet aktuell rund 3.000 Euro pro Monat, von denen ein erheblicher Teil aus eigener Tasche gezahlt werden muss – und das ist nur der Eigenanteil.
„Diese Zahlen sollten uns wachrütteln“, sagt Thomas Brahm, Vorstands-vorsitzender der Debeka. „Die gesetzliche Pflegeversicherung gerät zu-nehmend in eine finanzielle Schieflage, und die Bürgerinnen und Bürger müssen die immer größer werdenden Lücken selbst schließen. Das ist nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine soziale Herausforderung.“
Pflegevorsorge? Vielen völlig unbekannt
Besonders auffällig: Viele Menschen wissen nicht, dass es Möglichkeiten zur staatlich geförderten privaten Pflegevorsorge gibt. So kennen laut Umfrage 88,9 Prozent der Befragten die sogenannte Pflege-Bahr-Versicherung nicht – eine vom Staat mit bis zu 60 Euro im Jahr bezuschusste Zusatzversicherung.
Dabei wäre das Interesse durchaus vorhanden: Jeder vierte Befragte gibt an, bereit zu sein, monatlich mehr als 20 Euro für eine zusätzliche Pflegeabsicherung auszugeben. „Das zeigt: Es fehlt weniger an der Bereitschaft, sondern vielmehr an der Information über die bestehenden Möglichkeiten. Wir müssen als Gesellschaft hier deutlich besser aufklären“, so Brahm.
Junge Menschen besonders uninformiert
Sorgen macht vor allem der Blick auf die junge Generation: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen gibt keiner der Befragten an, dass ihm eine entsprechende Pflegeabsicherung wichtig sei. Gleichzeitig glauben 18,7 Prozent dieser Gruppe, dass die gesetzliche Pflegeversicherung im Pflegefall ausreiche – eine gefährliche Fehleinschätzung.
„Gerade junge Menschen unterschätzen das Pflegerisiko. Dabei wären die Beiträge zur Absicherung in jungen Jahren vergleichsweise gering – aber es fehlt schlicht an Bewusstsein“, sagt Brahm. „Hier sind wir alle gefragt – die Politik, die Versicherungswirtschaft, die Medien und die Bildungseinrichtungen. Wir müssen dieses Thema in die Mitte der Gesellschaft holen.“
Umfrage soll Denkanstoß geben
Mit der aktuellen Umfrage will die Debeka einen Beitrag dazu leisten, das Bewusstsein für das Thema Pflege in der Öffentlichkeit zu schärfen. „Wir haben bereits bei der Vorstellung unserer Jahresergebnisse auf die dramatische Entwicklung in der Pflege hingewiesen. Mit dieser Umfrage liegen nun konkrete Zahlen vor, die das Problem sichtbar machen. Das sollte ein Anstoß sein – für uns alle, dieses Thema ernst zu nehmen und Lösungen zu finden,“ so Brahm. „Und der neue Koalitionsvertrag mit den Aussagen zur Pflegereform ist aus unserer Sicht ein wichtiger Schritt und macht Hoff-nung, dass wir nun gemeinsam mit der neuen Regierung das gleiche Ziel verfolgen - eine nachhaltige Finanzierung und Finanzierbarkeit der Pflegeversicherung.“
Foto: Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender der Debeka